Manfred Hagedorn mit Walter-Kolb-Plakette geehrt

 

Eine Überraschung hielt der Westfälische Turnerbund (WTB) anlässlich seiner 75-Jahr-Feier für seinen Präsidenten Manfred Hagedorn bereit: Der Dortmunder erhielt beim Festakt die Walter-Kolb-Ehrenplakette.

Alfons Hölzl persönlich, Präsident des Deutschen Turnerbundes (DTB), ließ es sich nicht nehmen diese Ehrung da selbst vorzunehmen. Rückblickend würdigte er in seiner Laudatio gemeinsam bearbeitete Projekte zur Vereinsentwicklung. Was Hagedorn auszeichne, sei seine Verwurzelung in der Basis, im Trainingsgeschehen, was den Blick schärfe für die prak-tischen Belange im Vereinswesen. Hölzl, ebenso wie Hagedorn A-Lizenz-Trainer und im Training aktiv, hob dabei Hagedorns Funktion als Leiter des Landesleistungszentrums Kunstturnen Frauen auf der Stadtkrone Ost hervor.

Wertschätzung erfuhr Hagedorns seit über 40 Jahren andauernde Verbandsarbeit in unterschiedlichen Funktionen. Er begann als Landes-jugendfachwart, übernahm dann leitend das Fachgebiet Kunstturnen Frauen und im Anschluss daran die Tätigkeit als Vizepräsident Sport für alle olympischen Programmsportarten im Turnen. Seit 2012 ist Hagedorn als Präsident des Westfälischen Turnerbundes und steht in der Endverantwortung für ca. 300.000 Mitglieder im Landesturnverband.

„Es war mir immer eine Herzensangelegenheit, den Turnsport auch auf organisatorischer Ebene zu unterstützen. Das Turnen ist wegen seines großen Facettenreichtums eine nach wie vor beliebte Sportart, die für jede Altersgruppe etwas bereithält“, zeigt sich Hagedorn beeindruckt von dieser hohen Würdigung.

 

Die Walter-Kolb-Plakette wird für „besondere Verdienste für den Turnsport“ vergeben. Ihr Namensträger engagierte sich als Oberbürgermeister der Stadt Frankfurts maßgeblich für die Neu-Organisation des Deutschen Turnerbundes in der Nachkriegszeit; er schuf Sportstätten und organisierte bundesweite Sportfeste nicht nur für die Jugend. Als erster Vorsitzender des DTB (1950-1978) zeichnete ihn aus, wofür auch Hölzl und eben Hagedorn stehen:

Sport und Turnen möglich machen – von der Basis bis zur Spitze. 


Kira Budde - eine Ausnahme-Athletin beschließt ihre Karriere

„Unsere erste Begegnung war im Krankenhaus“, schildert Tanja Wiesler, Kiras erste Dortmunder Trainerin. „Ich hielt meinen frisch geborenen Sohn im Arm, da schneiten zwei siebenjährige Mädchen herein.“ Eines davon war Kira Budde, die gerade den Weg ins Turn-Leistungszentrum Dortmund gefunden hatte und wohl ihre Trainerin kennenlernen wollte. Heute, zwölfeinhalb Jahre später, beschließt sie ihre Turn-Karriere.

„Meine ersten Erinnerungen sind tatsächlich Wettkämpfe mit Mia, die mich damals mit ins Krankenhaus genommen hat“, schmunzelt die Ausnahme-Athletin aus Bochum, die 2009 zur DTG stieß. Schnell wurde das Trainerteam auf das stille, aber trainingsfleißige Talent aufmerksam. „Kira war irgendwie immer besonders unterwegs“, versucht Jutta Horn ihren Schützling zu beschreiben. „Halbgut, das reichte nicht für sie. Da war sie häufig strenger mit sich als die Trainer.“ Ihrer Vorliebe für das Stufenbarren-Turnen hatte Kira zu verdanken, dass sie schon mit 12 Jahren in der Bundesliga-Mannschaft mitturnen durfte. Denn am Barren, traditionell eher die Achillesferse der Dortmunder Turnerinnen, hatte Kira immer ein paar Teile mehr zu bieten als die meisten anderen. So gelang beim ersten Bundesliga-Einsatz auch prompt die mit schwierigen Riesendrehungen gespickte Übung. „Ich bin halt ein Wettkampf-Typ“, versucht Kira bescheiden eine Erklärung, „und Riesen mit Drehungen sind mein Lieblingsteil.“ Der Erfolg gibt Auftrieb, und Kira schafft den Sprung in die Auswahlmannschaft für den DTB-Pokal. Hohen Erinnerungswert hat ihr Start 2013 bei den Deutschen Jugendmeisterschaften in Mannheim: „Da habe ich erstmals den Tsukahara am Sprung geturnt!“. Deswegen hätte sie auch so gerne die diesjährige Liga-Saison mitgeturnt, deren Auftakt in Mannheim war. Aber ein Fußbruch machte ihr einen Strich durch die Rechnung. Mitgefahren nach Mannheim ist sie trotzdem, mit einem dicken Reha-Schuh am Fuß. „Denn ich mag die Atmosphäre in der Halle, die gegenseitige Unterstützung, jeder motiviert seine Mitstreiter. Mannschaftswettkämpfe, das war mir immer ein großer Ansporn.“ Und sie war wohl auch Ansporn für das KTV-Regionalliga-Team, das einen tollen 4. Platz herausturnte. Auf der Rückfahrt streikte dann allerdings der Mannschaftswagen, so dass sie nach einer Odyssee erst um vier Uhr morgens im heimatlichen Bett lagen. Gemeinsam durch dick und dünn: Wieder eine Mannheim-Erfahrung mehr.

 

 Was bleibt sonst nach einem 14jährigen Turner-Leben?

„Intensive Trainingslager und tolle Wettkampf-Erfahrungen, beispielsweise bei den Hamburg Gymnastics: Internationales Flair, tolle Wettkampf-Atmosphäre, weil ohne die Ernsthaftigkeit einer Meisterschaft, eine wunderbare Gelegenheit, neue Elemente zu erproben. Die Madrid-Begegnung - wir haben in Gastfamilien gewohnt – spannend!. Und immer wieder: Das Mannschafts-Feeling.“

 

Und jetzt also der Cut. „Ich hätte gern noch diese und nächste Saison geturnt, aber die Verletzung kam dazwischen. Und sie erschwert den Weg, bedeutet ein langes Motivationsloch. Man macht keine Fortschritte, es entstehen Blockaden im Kopf und fängt jeden Tag gefühlt wieder bei Null an. So mache ich den Schnitt halt jetzt“, begründet die Studentin der Ruhr-Uni, „zumal auch das Psychologie-Studium für mich viel Spannendes bereit hält. Und ich möchte auch noch andere Sportarten ausprobieren, Tanzen oder Klettern vielleicht.“ Da ist sie wieder, die klare Zielausrichtung, die ihr Trainerin Jutta Horn bescheinigt. Doch Kira münzt das Lob sofort um: „Ich habe von allen Trainern und Turnerinnen so viel Unterstützung erfahren und mich immer pudelwohl gefühlt. Das nehme ich mit.“ Und als Trainerin in Bochum bleibt sie dem Turnen verbunden. Um die zielstrebige Sportlerin muss man sich jedenfalls keine Sorgen machen.